Eine Story über das Single sein im Corona Sommer, Bekanntschaften auf Instagram und warum Ghosting verdammt nochmal einfach asoziales Verhalten ist.
Ach guck an, du willst anscheinend wirklich gerade wissen wie es weiter ging mit Lotta und mir im Corona Sommer. Also dann…
“Er hat endlich gefragt und – sie hat jaaa gesagt!”
Juli 2020. Wir schrieben weiter die nächsten Tage, likten Storys und Bilder, verteilten gegenseitig Komplimente und diesen ganzen kitschigen Kram. Nach zwei Wochen dachte ich mir, wir können jetzt noch weiter schreiben bis der Sommer vorbei ist oder wir kriegen es mal gebacken uns zu sehen. Ganz zwanglos. Einfach mal gucken. Vielleicht findet man sich ja auch blöd wenn man sich gegenüber steht. You never know. Also fragte ich sie einfach ganz direkt nach einem Schaukel-Date mit Erdbeereis. Als Antwort erhielt ich eine Sprachnachricht mit den Worten: “Er hat endlich gefragt und – sie hat jaaa gesagt!”
Sie sagte mir, sie hätte sich schon gefragt wie lange ich mir noch Zeit lassen will. Okay. Ein Date also. Ist ne Weile her das ich ein Date hatte. Sind wir ehrlich, bisschen aufgeregt ist man da schon. Klar, man geht jetzt nicht davon aus diese Frau direkt seinen Eltern vorzustellen. Wäre zweifelsohne aber dennoch schön wenn das Date gut laufen würde und man sich dabei nicht allzu dämlich anstellt.
Aber ich war ganz zuversichtlich das hinzubekommen. Schließlich war schick essen gehen dank Corona sowieso nicht möglich. Die Gefahr mich zu bekleckern oder aus Versehen das Rotweinglas umzuschmeißen und dessen Inhalt über Tisch und teure Klamotten meines Gegenübers zu verteilen bestand also schon mal nicht. Und glaubt mir, ich bin prädestiniert für derlei Missgeschicke. Wer hat sich eigentlich mal ausgedacht, man müsse die Dame der Wahl in noble Restaurants ausführen wo mehr Besteck auf dem Tisch liegt als ich in meiner Besteckschublade finden kann? Pizza to go aus einem Karton und dann am Hafen irgendwo an der Mole sitzen fände ich viel authentischer. Wie auch immer.
Es war Sonntag und für den kommenden Freitag hatten wir uns zum Date verabredet. Eine lange Woche also noch. Die nächsten Tage schrieben Lotta und ich jeden Tag. Sprachnachrichten über dies, das und jenes. Ganz normal. Ganz entspannt. Donnerstag Morgen wünschte sie mir noch einen schönen Dienst.
Danach kam plötzlich keine Nachricht mehr. Jeder ist mal busy, also machte ich mir erstmal keine Gedanken und es wurde Freitag. Ich fuhr nach Dienst zum Erdbeerfeld und holte frische Erdbeeren für uns. Es wurde Nachmittag. Noch immer kein Lebenszeichen von ihr. Ich fragte sie ob alles okay ist. Nichts. Ich dachte mir, okay, einfach so mit einem Typen von Instagram irgendwo treffen ist für ein Mädchen vielleicht doch irgendwie strange. Möglicherweise ist ihr dieser Gedanke auch durch den Kopf gegangen und sie hat kalte Füße bekommen. Also schickte ich ihr eine Sprachnachricht, bot ihr an ich könne auch in ihre Stadt kommen. Wir könnten uns irgendwo treffen wo sie sich auskennt, sich wohl fühlt und so weiter. Keine Antwort. Nichts. Nada. Niente.
Abgewertet. Ignoriert. Unerwünscht.
Es kam auch die folgenden Tage keine Antwort. Und dann sitzt man da und hat keine Ahnung was schief gelaufen ist. Liest den Chatverlauf noch 927 Mal und sucht nach der Stelle wo man es verkackt hat, aber findet nichts. Umso mehr Zeit vergeht, umso schäbiger kommt man sich vor. Abgewertet. Ignoriert. Unerwünscht.
Zehn Tage später gab es ein Lebenszeichen als ich sah, dass sie eine meiner Storys angesehen hatte. Na immerhin scheint nichts schlimmes passiert zu sein mit ihr. Neben den Selbstzweifeln hat man sich nämlich auch Sorgen gemacht. Das ist so ein komisches zwischenmenschliches Verhalten wenn man jemanden gut findet. Dann möchte man nämlich, dass es dieser Person auch gut geht. Völlig bescheuert.
Tja, und jetzt? Ignorieren – wie es der innere Stolz will? Sie anschreiben – wie es die Neugier schreit? Nichts machen war irgendwie keine Option, denn ich wollte zumindest wissen was los ist bzw. los war. Da eine patzige Nachricht wohl wenig Aussichten auf eine Antwort bietet – auch wenn ich mir am liebsten richtig Luft gemacht hätte – dachte ich mir, versuch es einfach nett. (Ihr erinnert euch, wie das mit den netten Kerlen ist…)
Sie hat die Nachricht gelesen. Aber – ihr ahnt es schon – es kam keine Reaktion darauf. Wenn man kein ernsthaftes Interesse oder schlichtweg keinen Bock hat, ist es für beide Seiten von Vorteil das auch einfach zu sagen. Der eine Teil muss sich nicht länger bedrängt oder gar genervt fühlen. Der andere kann die Geschichte abhaken und sitzt nicht ewig da und fragt sich was er falsch gemacht hat. Manchmal, oder besser gesagt sehr oft, passt es halt nicht. Das ist nicht tragisch. Das ist eben einfach so.
Wenn man jedoch über Wochen mit einer Person schreibt, ihr sagt man würde sie sympathisch finden, voller Freude zusagt wenn diese Person sich dann endlich durchringt und nach einem Date fragt, um sich dann plötzlich totzustellen wie ein Opossum das dem Kojote und damit dem vermeintlichen Tod ins Auge blickt, dann, ja dann Freunde ist das schlichtweg asoziales Verhalten.
Mehr fällt mir dazu im Prinzip auch nicht ein. Man entwickelt dann doch recht schnell eine gewisse Verachtung für solche Menschen. Nichtsdestotrotz reflektiert man das Geschehen natürlich noch einige Male bei einem Glas Gin. Oder zwei Gläsern. Oder fünf.
Was also habe ich falsch gemacht bzw. ist schief gelaufen? Eine Analyse:
Genau erfahren wird man das in einer solchen Situation vermutlich nie. Ich habe da trotzdem so ein paar Theorien. Wie funktioniert es denn eigentlich, dieses Matching bei der Partnersuche um mal bei der Tinder Analogie zu bleiben?
Ganz einfach. Grundlage für alles ist die Attraktivität. Jetzt kommt mir bloß nicht an und schreit “Nein, also ich – ich schaue auf den Charakter!“. Das ist nämlich totaler Bullshit. Oder kann einer von euch in den ersten 3 Sekunden den Charakter seines Gegenübers erkennen? Nö. Man nimmt vieles wahr: Alter, Ethnie, Kultur, Sprache, Geschlecht, Aussehen, Akzent, Körperhaltung, Stimme usw. aber nicht den Charakter. Beweisführung abgeschlossen.
Back to topic. Nehmen wir eine Skala von 1 bis 10. Bist du eine 1 gehen nachts die Straßenlaternen von alleine aus wenn du an ihnen vorbei läufst. Während die Frauen, wenn sie dich sehen, quasi instant ihren Eisprung haben und Sterne sehen wenn du eine 10 bist.
Grundsätzlich gilt: du kannst nur auf deinem Level und darunter matchen. Bist du eine 7, wirst du quasi kaum Chancen haben eine weibliche 8 oder höher abzubekommen. Es sei denn du hast Kohle. Reichlich Kohle. Denn schon wie damals in der Steinzeit will Frau nur eines: einen Versorger. Damals war es das Mammut was erlegt werden musste. Heutzutage hat sich alles ein ganz kleines bisschen gewandelt, das Versorgerprinzip besteht zwar noch, jedoch bezieht es sich nun eher auf Statussymbole mit denen sich das gemeine Weibchen beeindrucken und zur Paarungsbereitschaft hinreißen lässt. Fairerweise muss man sagen, Frau kann da nicht zwingend was dafür. Genauso wie der Mann nichts dafür kann, wenn er einer attraktiven Frau hinterher schaut. Da sind wir einfach Opfer unserer Gene und vieles geschieht unbewusst.
Wer clever ist, dem wird sofort klar: Mann kann sich also aufwerten. Ist Mann nur eine 5, hat aber eine Menge Kohle, wird er ganz schnell auch schon mal zur 7 oder 8. Ab einem gewissen Vermögen wird er übrigens automatisch zur 10. Unabhängig von Aussehen, Alter, Charakter, Schwanzgröße oder ähnlichen belanglosen Attributen. Vorsicht übrigens, auch eine Abwertung ist in manchen Fällen möglich! Bist du zum Beispiel eine 8, aber gleichzeitig auch einer von den netten Kerlen kann es passieren, dass du bei bestimmten Frauen erdrutschartig an Punkten verlierst und zur 0 wirst.
Wichtig: Solltest du beispielsweise eine 5 sein. Und Durchnittsverdiener mit Durchschnittsschwanz. Und du hast mehr als drei Dates mit einer 8 und womöglich entwickelt sich sogar eine Beziehung daraus. Dann mein Freund, solltest du sie heiraten und es um Himmels Willen nicht verkacken. Dann hast du nämlich das Einhorn unter all den Ponys gefunden die nur mal geritten werden wollen.
Was hat das mit Lotta zu tun fragt ihr euch? Nun, optisch war sie mindestens eine 9. Und ich, naja, ihr erinnert euch an Kermit den Frosch aus Part 1…? Das Gesetz des Matchings sprach also von Anfang an gegen ein erfolgreiches Date.
Pferdemädchen und Fitnessgirls
Erschwerend hinzu kamen noch zwei weitere Punkte die ich – weil man sich ja selbst gerne mal alles schön redet – ignoriert habe. Und zwar sagte ihr Instagram Profil zwei elementar wichtige Dinge über sie aus:
Zum einen war sie ein Pferdemädchen, zum anderen eines dieser Fitnessgirls.
Pferdemädchen haben stets diesen rosaroten Traum des reichen Prinzen der auf seinem beschissenen Gaul daher geritten kommt, sie entführt (Uhh, Bad Boy) und mit ihr in den Sonnenuntergang in Richtung Traumschloss reitet. (Versorger, Statussymbol etc.). Du hast keinen Gaul. Du hast kein Traumschloss. Finde den Fehler.
Fitnessgirls, insbesondere solche die täglich ihren – zugegeben perfekten Arsch – in der neuesten Gymshark Leggins in ihrer Story präsentieren, haben erfahrungsgemäß meist die ein oder andere psychische Störung. Mal von der Sucht nach Aufmerksamkeit abgesehen (Oh seht her, mein Arsch..) hätte das spätestens auffallen müssen, als sie sich einen Sonnenstich geholt hatte und deswegen einige Tage nicht trainieren konnte. Sie war unglaublich gereizt, angespannt und machte sich ernsthaft Sorgen ob sie ihre Form nicht verlieren würde. In 5 Tagen. Na klar. Bestimmt.
Eine gestörte Selbstwahrnehmung und zunehmend zwanghaft und intensiver werdendes Training sind in jedem Fall deutliche Anzeichen für eine Sportsucht. Denkbar ungünstig als Grundlage für eine gesunde Beziehung also.
Gesetz des Matchings. Pferdemädchen. Fitnessgirl. Alles in allem also drei Punkte, die ich weg ignoriert habe. Weil man natürlich denkt sie könnte einen tatsächlich toll finden. Das entschuldigt keineswegs ihr Verhalten. Zeigt aber, ich hätte die Situation vermeiden können. Sollte ich also mal wieder in eine solche Situation kommen und derartige Anzeichen erkennen, weiß ich was ich zu tun habe: Ihr ein schönes Leben wünschen und mir ne Flasche Gin aufmachen.
Das war er also, der Corona Sommer. Mit Lotta. Oder besser gesagt mit ohne Lotta.
Als ich übrigens nach drei Monaten Corona “Homeoffice” dann wieder zur Arbeit gehe, höre ich von vielen wie anstrengend die Zeit zu Hause mit Frau und Kindern doch war. Sie waren tatsächlich froh wieder auf Arbeit gehen zu können. Wenn man sich für Frau und Kinder und diesen ganzen Familienkram entscheidet, dann doch aus voller Überzeugung – oder nicht? Wie toxisch müssen dann solche Beziehungen sein, dass man lieber zur Arbeit geht anstatt es zu genießen mal ausgiebig Zeit füreinander zu haben und nicht nur nach Feierabend und am Wochenende?
Insofern, lieber ehrlich Single sein als in einer nur scheinbar heilen Beziehung festzuhängen und sich im Grunde die ganze Zeit selbst zu belügen.
Auf uns Singles. Macht Liebe. Gin!